Die Erfolgreichen

Ein Start-up anno 1855

Die Vorfahren der Gummersbacher Familie Steinmüller sind seit 1415 bekannt. Sie stammten aus dem Hessischen und waren Pächter der Steinmühle bei Rodheim an der Bieber, nahe Gießen gelegen. Johann Adam Steinmüller verließ als 18-jähriger Hessen und ließ sich 1790 als Schneider in Kierspe, im westlichen Sauerland, nieder.

1799 wurde sein Sohn Peter Wilhelm Eberhard geboren. Schnell entdeckte Peter Wilhelm seine Leidenschaft für die Musik. Er ging bei einem Schneider in die Lehre. Als Mitglied in einer Musikkapelle kam Peter Wilhelm das erste Mal nach Gummersbach, ins Oberbergische. 

Seine Musik und seine Persönlichkeit kamen in Gummersbach gut an. Er traf hier auf wohlwollende Menschen und fand in ihnen Fürsprecher, die ihn 1818 als Musiklehrer in die Stadt holten. Seine Einkünfte als Musiklehrer blieben trotz seiner Leistungen eher bescheiden, so handelte Peter Wilhelm nebenbei mit Musikinstrumenten. Zusammen mit seiner Frau Wilhelmine, geb. Heuser, betrieb Peter Wilhelm in Gummersbach ein Kolonialwarengeschäft. Mit königlicher Erlaubnis eröffnete Peter Wilhelm 1847 eine Buchhandlung - die erste in Gummersbach.

Friedrich Wilhelm August, der älteste Sohn des Musiklehrers Peter Wilhelm Eberhard Steinmüller, wurde am 9.2.1836 in Gummersbach geboren. Im Jahr 1838 folgte Lebrecht, 1840 Carl und 1844 Marie, 1846 Tochter Lina, 1858 Anna. 

Schon in den 1820er-Jahren experimentierte Peter Wilhelm mit der Herstellung von Wachspapieren und griff diese Idee nun in den 1850er Jahren wieder auf, um die Waren im Kolonialwarengeschäft gut zu verpacken.

Peter Wilhelm Eberhard Steinmüller gründete im Alter von 56 Jahren 1855 eine Papierverarbeitungs-Fabrik. Ein Start-up, gegründet in einem Schuppen. Das kennt man heute aus Kalifornien.

Eine Seite aus „Steinmüller Blätter“ Nr. 3, 1955. Das Magazin für Kunden und Freunde des Unternehmens. Heft Nr. 3 erschien zur 100 Jahr-Feier von L&C Steinmüller.

In den Anfängen der Papierverarbeitungs-Fabrik arbeitete der älteste Sohn Friedrich Wilhelm zusammen mit den jüngeren Brüdern Lebrecht und Carl mit bei der Papierproduktion. Neun Jahre später verließ Friedrich Wilhelm das väterliche Unternehmen und gründete 1864 seine erste Textilgroßhandlung für Futterstoffe in Gummersbach. 

Ende 1888 schied er aus dem zuerst gegründeten Tuchhandel aus und gründete am 1.1.1889 in Gummersbach mit seinem ältesten Sohn Friedrich Wilhelm die Tuchgroßhandlung W. Steinmüller & Sohn.

Seine Brüder Lebrecht und Carl bauten die väterliche Papierfabrik weiter aus. In England erwarben die beiden Brüder 1872 eine mit Dampf betriebene Lokomobile. Es war die zweite Lokomobile dieser Art in Deutschland. Deshalb wurde von der Königlichen Regierung in Köln für Steinmüller´s Lokomobile im April 1872 extra eine neue polizeiliche Verordnung aufgesetzt. Steinmüllers waren bereits 1872 mit der Lokomobile auf deutschen Chausseen mobil. 

Während der Fahrten im hügeligen Bergischen Land hatte die Lokomobile oft Pannen. Bei der Reparatur der Lokomobile setzte sich der technisch versierte Lebrecht Steinmüller intensiv mit dem Dampfkessel der Lokomobile auseinander. Nach seinen Ideen entwickelte Lebrecht einen neuen Dampfkessel, der sicher und zuverlässig arbeitete. Lebrecht und Carl Steinmüller gründeten 1874 ein weiteres Unternehmen: die Röhrendampfkesselfabrik L&C Steinmüller. Für seinen Dampfkessel erhielt Lebrecht Auszeichnungen und zahlreiche Patente. Der Steinmüllerkessel verkaufte sich gut. 1897 wurde schon der 2000. Steinmüller-Kessel an Kunden ausgeliefert. 

Der erste von L&C Steinmüller produzierte Dampfkessel war eine technische Meisterleitung und wurde seit 1909 in Deutschen Museum in München ausgestellt.

L&C Steinmüller entwickelte sich rasch zur ersten Adresse im Dampfkesselbau. Unternehmen wie AEG und Siemens schätzten die Qualität und Zuverlässigkeit der Steinmüller-Kessel für den Einsatz in ihren Kraftwerken und sorgten für eine stabile Auftragslage der Kesselfabrik. L&C Steinmüller in Gummersbach war der größte Arbeitgeber der Region. Auch international hatte L&C Steinmüller großen Erfolg und exportierte Dampfkessel innerhalb Europas und auch nach Südamerika und Indien. In Südafrika war L&C Steinmüller mit einer Niederlassung präsent und baute für den staatlichen Energieversorger zahlreiche Kraftwerke. 

Mut zur Selbständigkeit und den Willen zum Machen hatte Peter Wilhelm mit der Papierverarbeitungs-Fabrik ebenso wie seine Söhne Friedrich Wilhelm mit dem Tuchgroßhandel, und seine Brüder Lebrecht und Carl mit der Dampfkesselfabrik. 

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